Eben noch mitten im Leben stehend, dann plötzlich ein medizinischer Notfall: Herzinfarkte treffen besonders Menschen im mittleren Alter oft scheinbar "aus heiterem Himmel". Doch auch wenn der Betroffene zuvor noch kerngesund erschien, gibt es immer eine Vorgeschichte. Besonders, wer Risikofaktoren wie Rauchen, Diabetes, Bluthochdruck oder Fettstoffwechselstörungen aufweist, sollte auf die Signale seines Körpers achten. "Warnzeichen können Herzrhythmusstörungen, gelegentliche, besonders mit körperlicher Belastung verbundene linksseitige Brustschmerzen oder Atemnot sein", erklärt der Bremer Internist und Lipidologe Prof. Dr. med. Gerald Klose. Bei Männern könnten außerdem Erektionsprobleme eine Schädigung der Blutgefäße anzeigen. Ein besonderes Warnzeichen ist auch ein Auftreten frühzeitigerer Herzinfarkte bei Familienangehörigen.
Hoher Cholesterinspiegel gefährdet das Herz
Erbliche Belastungen kann man nicht beeinflussen, andere Risikofaktoren hingegen schon. Hier spielt besonders der Cholesterinwert eine wichtige Rolle, so Klose: "Zum Zusammenhang von
Herzinfarktrisiko und erhöhtem Cholesterin gibt es seit Jahrzehnten eine große Anzahl von Studien. Bekannt ist die US-amerikanische Framingham Studie. Für deutsche Verhältnisse ist die PROCAM
(Prospektive Cardiovaskular Münster-) Studie besonders repräsentativ. Sie alle zeigen ein mit steigenden LDL-Cholesterin-Konzentrationen zunehmendes Herzinfarktrisiko."
Es ist also ratsam, seinen LDL-Cholesterinwert zu kennen und gegebenenfalls Maßnahmen zur Senkung zu ergreifen. Das LDL-Cholesterin gilt als "schlechtes" Cholesterin, da es Arteriosklerose
fördert. Ab welchem Wert eine Therapie erforderlich ist, ist allerdings individuell verschieden: "Bei höherem Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung gelten niedrigere Zielwerte.
Merkmale hoher Gefährdung sind ein bereits durchgemachter Herzinfarkt und Risikofaktoren wie Diabetes mellitus und Bluthochdruck. Diese
Patienten haben die größten Vorteile, wenn das LDL-Cholesterin unter 70 mg/dl gesenkt wird", erläutert der Lipidologe. "Bei fehlenden Risikofaktoren oder Symptomen kann eine medikamentöse
Therapie erst bei Werten über 190 mg/dl nötig werden."
Neue Behandlungsoptionen
Als Standardtherapie zur Cholesterinsenkung haben sich Statine bewährt. Manchmal reichen diese aber nicht aus oder werden nicht vertragen. "Therapieoptionen bei nicht ausreichender Wirkung der
Statine sind Kombinationen mit anderen Lipidsenkern, in erster Linie einem Cholesterinresorptionshemmer. Eine vollkommen neue Dimension
hinsichtlich des Ausmaßes der Cholesterin senkenden Wirkung sind die PCSK9-Inhibitoren, die an zentraler Stelle in den Cholesterinstoffwechsel eingreifen. Die Verabreichung erfolgt als Injektion
in zwei- oder vierwöchigen Abständen", beschreibt Klose die Alternativen. Diese kämen beispielsweise bei bestimmten genetisch bedingten Cholesterin-Erhöhungen wie der Familiären
Hypercholesterinämie zum Einsatz. Bei dieser Erkrankung bestehen schon in jungen Jahren extrem hohe LDL-Werte, die ein stark erhöhtes Herz-Kreislauf-Risiko mit sich bringen(djd).
Weitere Informationen im Internet
Wissenswertes über Cholesterin und Hypercholesterinämie gibt es bei der Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechselstörungen und ihren Folgeerkrankungen DGFF (Lipid-Liga) e.V.
unter lipid-liga.de. Rat und Tipps zum Thema Herzinfarkt, Cholesterin, Vorbeugung und Co. bietet auch ratgeberzentrale.de. Informations- und Hilfsangebote speziell für Betroffene von Familiärer
Hypercholesterinämie stellen etwa die Patientenorganisation Cholesterin & Co. unter cholco.org sowie das Internetportal cholesterin-senken.de bereit. (djd).
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